Joachim S.
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Es geht nicht um die Frage, ob jemand geeignet ist, ein bestimmtes Kind zu unterstützen sondern hauptsächlich darum, ob sie/ er bereit ist, sich dem „Führungsoffizier“ unterzuordnen.
Nachdem ich den Zoom Einführungsabend besucht hatte, meldete ich mich zu einem mir passenden Termin an, bat aber, wie im Zoom besprochen, um ein persönliches Treffen.
Ein oder zwei Tage später wurde ich angerufen. Ein junger Mann meldete sich. Der Ton war von Anfang an missmutig- ich vermute, weil ich mich dem gewohnten Procedere widersetzte. Es war dann auch nicht möglich, einen Termin auszumachen, der zu meinen anderen Terminen gepasst hätte und so stimmte ich zu, nach einer einstündigen Anreise und dem Vorstellungsgespräch, zwei Stunden Pause in Kauf zu nehmen. Die Laune meines Gesprächspartners besserte sich nicht spürbar, aber es schien mir, dass es ihm sehr wichtig war, dass ich mich seiner Führung unterordnete.
Beim Treffen stellte er sich dann zwar namentlich vor-welche Qualifikation er mitbrachte, erfuhr ich nicht. Seine Miene zeigte, wie sein Tonfall, wenig Begeisterung.
Das blieb das ganze Interview so. Missmutig wurde der Fragebogen abgearbeitet, missmutig wurden Teile meiner Antworten notiert. Ich überlegte nochmals kurz, ob ich nach der Qualifikation fragen sollte, ließ das aber.
Es wäre zugegebenermaßen für den jungen Mann auch schwierig gewesen. Wenn er, wie erwartet, gemeint hätte „Ich hab einen Bachelor von der FH!“, wäre meine Antwort: „Ja, kenn ich; den Masterkurs. Dort hab ich unterrichtet.“, wohl nicht angetan gewesen, die Stimmung zu verbessern. Wenn er eh schon so offensichtlich bestrebt war, die Führung zu behalten, waren meine Ausbildungen als Kinderpsychologe, Sozialpädagoge, meine beiden einschlägigen Lehramtsprüfungen und die Therapieausbildung sowie meine 40 Jahre Berufserfahrung mit Jugendlichen sowieso schon eine hohe Hürde.
Es war jedenfalls glasklar, dass ich kein Mitspracherecht bei der Auswahl eines potentiellen Patenkindes haben würde.
Das Interview ging stimmig, nämlich missmutig, zu Ende. Freundlichkeit oder gar Wertschätzung spürte ich nie. Ich füllte trotzdem die geforderten Unterlagen aus und übergab sie.
Ich hörte noch, dass ich selbstverständlich auch nicht alle Informationen erhalten würde. Nur das, was mein Führungsoffizier für notwendig hielt.
Und mir platzte der Kragen!
Ich verwies zuerst darauf, dass ich als pragmatisierter Beamter und Psychologe sowieso unter allen nur möglichen Schweigeverpflichtungen stand und schob dann, wohl wissend, dass ich ihm damit DAS Totschlagargument liefern würde, noch nach, dass ich, als langjähriger Mitarbeiter des Jugendamtes, mir die Infos schon besorgen würde.
Die Arbeit mit Jugendlichen bietet viele Fallen. Er hatte sich mir gegenüber als wenig empathisch gezeigt und auch keinerlei Anzeichen einer besonderen Kompetenz bewiesen. Warum sollte ich glauben, dass er verstehen würde, welche Infos für mich wichtig wären? Ich hätte also akzeptieren sollen, dass man mich in Fallen rennen lässt, die ich nicht einmal sehe.
Einige Tage später sprach er auf meine Mailbox- ich möge zurückrufen. Was ich ein halbes Dutzend mal versuchte- ohne Erfolg. So läutete irgendwann wieder mein Handy. Ich war gerade mit einem ehemaligen Klienten unterwegs und war mit den Gedanken ganz woanders. Ich hörte, dass er nun eine andere Nummer hätte, (die mir mitzuteilen natürlich nicht nötig gewesen war… ) und ich – nach Einschätzung seines Teams!- als Pate nicht geeignet wäre. Der Kontakt zum Jugendamt würde natürlich (!) nur über ihn und die Organisation erfolgen. Süß war dann der Versuch, mich „zu trösten“(?), indem er versicherte, das wäre natürlich keine Aussage über meine Kompetenz. (Wie wollte er die beurteilen? Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, einen meiner Referenzkontakte zu befragen. Ich hätte also durchaus ein Frank Abagnale der Pädagogik sein können.) Ich knurrte dann aber nur „dämlich“ und „amateurhaft“ und beendete den in Summe höchst unerfreulichen Kontakt.
Ich musste leider stark kürzen- ich hoffe, es blieb verständlich.